Am Ende war der Vorsprung hauchdünn. Mit 125 zu 122 Stimmen setzte sich Amtsinhaber Dr. Klaus Reinhardt in der Wahl zum Präsidenten der Bundesärztekammer gegen seine Herausforderin Dr. Susanne Johna durch. Die Vorsitzende des Marburger Bundes scheiterte hier noch knapp, wurde dann aber als BÄK-Vizepräsidentin neu ins Präsidium gewählt. In ihrem Amt als Vizepräsidentin bestätigt wurde Dr. Ellen Lundershausen, 72-jährige Fachärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde.

Dr. Klaus Reinhardt, im nicht unumstrittenen Doppelamt auch Vorsitzender des Hartmannbundes, ist 62 Jahre alt, wohnt in Bielefeld und wird nun für weitere vier Jahre an der Spitze der deutschen Ärzteschaft stehen. Reinhardt forderte einen echten Paradigmenwechsel in der Gesundheitspolitik. „Der politische Ansatz, unter planwirtschaftlichen Vorgaben einen kommerziellen Wettbewerb zu verankern, ist gnadenlos gescheitert. Das Gesundheitswesen ist kein Kostenfaktor, sondern wesentlich für unsere Gesellschaft. Und deshalb streite ich dafür, dass das Thema Gesundheit ebenso zukunftsweisend diskutiert wird wie das Thema Klima“, sagte er. Die Ärzteschaft werde unter seiner Führung von der Politik einen Kurswechsel weg vom Staatsdirigismus der kleinteiligen Vorgaben, der Misstrauenskultur, hin zu einer von Verantwortung getragenen Kultur der Freiberuflichkeit einfordern.
Vizepräsidentin Dr. Susanne Johna betonte die Bedeutung von Kooperation und Koordination zur Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung. „In Anbetracht des Fachkräftemangels müssen wir gemeinsam Konzepte entwickeln, wie wir die gesundheitliche Versorgung sicherstellen können. Versorgungssicherheit erfordert, dass wir die Sektorengrenzen überwinden und Doppelstrukturen abbauen.“
SpiFa beglückwünschte Dr. Reinhardt zur Wiederwahl
Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e. V. (SpiFa) beglückwünschte Dr. Klaus Reinhardt und Dr. Ellen Lundershausen zur Wiederwahl ins Präsidium der Bundesärztekammer. SpiFa-Vorstandsvorsitzender Dr. Dirk Heinrich ist erfreut: „Wir gratulieren dem Präsidium der Bundesärztekammer unter alter und neuer Führung von Dr. Klaus Reinhardt zur Wahl. Für den SpiFa werten wir dies als Bestätigung und klaren Wunsch der Ärztinnen und Ärzte nach Kontinuität.“
Essener Resolution zur ärztlichen Freiberuflichkeit
Zu einem wahren Hochamt ärztlicher Freiberuflichkeit wurde der Essener Ärztetag durch eine mit überwältigender Mehrheit beschlossene „Resolution für Freiheit und Verantwortung in der ärztlichen Profession“. Der Ärztetag stellte klar: „Die individuelle Behandlung nach den Regeln der ärztlichen Kunst erfordert Rahmenbedingungen, die eine freie Berufsausübung sicherstellen.“ Unzureichende finanzielle und personelle Ressourcen trotz steigendem Behandlungsbedarf und staatsdirigistische Eingriffe in die Selbstverwaltung führten derzeit zu enormer Arbeitsverdichtung und vielfach auch Überlastung der Berufe im Gesundheitswesen. Umso wichtiger sei der frühzeitige Einbezug des ärztlichen Sachverstandes in alle gesundheitspolitischen Reformvorhaben und in deren Umsetzung. „Die Landesärztekammern und die Bundesärztekammer als ihre Arbeitsgemeinschaft bündeln diesen medizinisch-fachlichen Sachverstand und das ärztliche Versorgungswissen aus allen Versorgungsbereichen und Fachgebieten.“ Diese Einbindung sei eine grundlegende Voraussetzung für eine medizinisch-wissenschaftlich fundierte, qualitativ hochwertige, auf ethischen Normen und Werten beruhende, verantwortliche und patientenzentrierte Neuausrichtung der Gesundheitsversorgung für die Menschen in unserem Land.
SpiFa begrüßt Essener Resolution
Der Spitzenverband Fachärzte Deutschland e.V. begrüßte die „Essener Resolution für Freiheit und Verantwortung in der ärztlichen Profession“. Für die kommenden Jahre sei es wichtig, die gute und konstruktive Zusammenarbeit fortzusetzen und die Freiheit des ärztlichen Berufes weiter zu stärken. Dann wurde es sehr pathetisch: „Hier stehen wir Seite an Seite und wir freuen uns, dass wir an dieser Stelle nahtlos an die bestehende gute Zusammenarbeit anknüpfen können.“ Die Bundesärztekammer könne sich bei künftigen Forderungen auf die Politik der Unterstützung des SpiFa verlassen. Starke Worte.