Der Protest der Niedergelassenen geht nach der Krisensitzung unter dem Motto #PraxenKollaps mit mehreren Aktionen weiter. „Wir sehen schwarz!“ heißt es heute in Lahnstein, wo 1992 die bis heute andauernde Budgetierung beschlossen wurde. Medizinische Fachangestellte zeigten der Politik bereits am Freitag in Berlin die Rote Karte.

Die Abschaffung der Budgets ist neben der tragfähigen Finanzierung der ambulanten Gesundheitsversorgung eine zentrale Forderung des Katalogs, den die Ärzte- und Psychotherapeutenschaft am 18. August auf ihrer Krisensitzung beschlossen hatte, berichtet die Kassenärztliche Bundesvereinigung. „Die Politik und insbesondere Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sind nun aufgefordert, die Forderungen umzusetzen – ansonsten droht der Praxenkollaps.“
Lahnstein – Geburtsort der Budgetierung
Lahnstein in Rheinland-Pfalz gilt als Geburtsort der Honorarbudgets und der Bedarfsplanung. Die damalige christlich-liberale Bundesregierung hatte sich dort vor 30 Jahren gemeinsam mit der SPD auf die Inhalte des Gesundheitsstrukturgesetzes geeinigt, das harte Eingriffe in die ambulante Versorgung bedeutete. Die seit nunmehr drei Jahrzehnten anhaltende Budgetierung und Bedarfsplanung wirken sich bis heute aus. Allerdings hat sich die Lage seit dem „Lahnsteiner Kompromiss“ völlig geändert. Während es damals eine „Ärzteschwemme“ gab, besteht heute ein eklatanter Mangel an Medizinern. Der bestehende Kostendruck führt zu einer massiven Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und der Patientenversorgung.
Vor diesem Hintergrund organisiert die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz heute in Lahnstein eine Protestaktion, zu der Ärzte, Psychotherapeuten und deren Praxisteams eingeladen sind. „Lassen Sie uns gemeinsam zeigen, dass wir nicht mehr bereit sind, nur einen Teil unserer Leistungen vergütet zu bekommen“, heißt es in einem Aufruf. An der Veranstaltung wird auch KBV-Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner teilnehmen.
MFA-Protestaktion am Brandenburger Tor
Die Rote Karte zeigte auch der Verband medizinischer Fachberufe e. V. (vmf) der Politik. Mit der Protestaktion am Freitag am Brandenburger Tor in Berlin forderte er eine gesicherte Finanzierung der flächendeckenden ambulanten ärztlichen und zahnärztlichen Regelversorgung sowie höhere Gehälter für Medizinische Fachangestellte (MFA). Zudem ging es um die Anerkennung und Wertschätzung der Leistungen dieser Berufsangehörigen in der Patientenversorgung.