Geschlechts-Präferenz Urologie

In der Urologie geht es um einige der intimsten medizinischen Probleme. Sensible Themen wie Erektionsstörungen, Inkontinenz und Genitalinfektionen sind für viele Patienten sehr persönlich und manchmal auch peinlich. Eine neue Studie, die kürzlich auf dem Kongress der European Association of Urology (EAU) 2023 in Mailand vorgestellt wurde, zeigt, dass Patienten trotzdem nicht immer einen Urologen ihres eigenen Geschlechts bevorzugen.

Geschlechts-Präferenz Urologie
Bei der Wahl des Urologen zeigen Patienten in bestimmten Situationen eine Präferenz für das Geschlecht ihres Arztes, wie eine neue Studie zeigt. (Bild © adobestock – Miquel)

Umfrage zeigt Präferenzen zum Geschlecht des Urologen

Mit einer Umfrage unter mehr als 1.000 Patienten untersuchte das Team rund um Dr. Alexander Tamalunas vom Universitätsklinikum München, ob diese bestimmten Geschlechtern unterschiedliche Fähigkeiten zuschreiben oder welche Wahl sie in Abhängigkeit von ihren eigenen Symptomen oder in bestimmten Situationen treffen würden. Dies führte dazu, dass viele Patienten eine Präferenz hinsichtlich des Geschlechts ihres Urologen äußerten.

Die Befragten hatten das Klinikum in München im Jahr 2021 besucht. Etwa drei Viertel waren männlich und die Kohorte umfasste alle Altersgruppen sowie alle Bildungs- und Wirtschaftsschichten.

Zwei Drittel der Patienten gaben an, in mindestens einem Fall einen Urologen eines bestimmten Geschlechts vorzuziehen – doppelt so viele wie in früheren Studien. Generell bevorzugten die Patienten einen Urologen ihres eigenen Geschlechts, in bestimmten Szenarien war dies jedoch nicht der Fall.

Sorgen, Schmerz, Operationen und Co.

Patienten beider Geschlechter zogen einen männlichen Urologen vor, wenn ihre Beschwerden ihnen peinlich waren, ihre täglichen Aktivitäten einschränkten oder ihnen Sorgen bereiteten. Weibliche Urologen wurden von beiden Geschlechtern bevorzugt, wenn eine Erkrankung mit schmerzhaften Symptomen verbunden war.

Etwa ein Drittel der Patienten äußerte bei der Konsultation sowie der Operation eine Präferenz für einen männlichen Urologen. Das Verhältnis lag bei der Konsultation etwa bei 60:40 zugunsten männlicher Urologen, bei den Operationen bei 80:20.

Männer hielten männliche Urologen eher für praktisch begabt als weibliche, während Frauen weiblichen Urologen eine höhere Einfühlsamkeit zuschrieben.

Sowohl Männer als auch Frauen gaben an, dass Urologen ihres eigenen Geschlechts ihren Körper besser verstehen würden und dass es einfacher sei, mit ihnen über ihre Erkrankung zu sprechen.

Stärkung von Frauen in der Urologie

Die Urologie ist nach wie vor ein von Männern dominiertes Feld. Diese Studie unterstreicht die Notwendigkeit einer ausgewogenen Mischung aus den beiden Geschlechtern, so die Forscher. Es sei von entscheidender Bedeutung, kontrollierbare Barrieren wie das Geschlecht des Arztes zu beseitigen, so Dr. Tamalunas. Dafür müssten mehr Frauen in diesem Beruf ermutigt und unterstützt werden.

Quelle: European Association of Urology (>>zur Pressemitteilung)