Zusammenhang zwischen Leitungswasser und Prostatakrebs

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern. Durch Forschung können immer wieder wichtige, neue Erkenntnisse über diese Krebsart gewonnen werden. Eine spanische Studie zeigt nun einen möglichen Zusammenhang zwischen Nitratverunreinigungen im Leitungswasser und Prostatakrebs auf.

Zusammenhang zwischen Leitungswasser und Prostatakrebs
Eine spanische Studie fand einen Zusammenhang zwischen aufgenommenem Nitrat über das Leitungswasser und Prostatakrebs. (Foto © adobestock – Brian Jackson)

Die Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und der Einnahme von Nitrat und Trihalomethanen (THM) über das Wasser. Beide Verbindungen zählen zu den häufigsten Verunreinigungen im Trinkwasser. Nitrat gelangt über Düngemittel und Gülle ins Grundwasser und in Flüsse.

Zwischen 2008 und 2013 untersuchte das Forschungsteam 697 Fälle von Prostatakrebs. Die Kontrollgruppe bildeten 927 Männer, bei denen zum Zeitpunkt der Untersuchung keine Krebsdiagnose vorlag. Die Forschenden schätzten die durchschnittliche Menge an Nitrat und THM, die die Männer seit dem 18. Lebensjahr zu sich genommen haben, basierend auf den Daten zum Wohnort, der Menge des getrunkenen Wassers sowie der Art, wie das Wasser konsumiert wurde.

Erhöhte Nitrat-Aufnahme = erhöhtes Krebsrisiko

Das Ergebnis der Untersuchung: Die Wahrscheinlichkeit, an einem niedrig- oder mittelgradigen Prostatakrebs zu erkranken, steigt mit erhöhter Nitrat-Aufnahme um das 1,6-Fache. Eine erhöhte Aufnahme von Nitrat war als 14 mg pro Tag definiert. Die Wahrscheinlichkeit für einen aggressiven Prostatatumor war in dieser Gruppe sogar dreimal höher als bei Männern, die weniger als 6 mg pro Tag zu sich nahmen.

Die Wahrscheinlichkeit, einen Prostatakrebs zu entwickeln, steigt also bereits bei einem Nitratgehalt an, der deutlich unter dem von den europäischen Richtlinien zulässigen Höchstwert von 50 mg Nitrat pro Liter Wasser liegt.

Ausgewogene Ernährung als wichtiger Ausgleich

Dennoch betonen die Forschenden, dass das Trinken von Leitungswasser nicht gleich zu Prostatakrebs führt. Zusätzlich konnte der Zusammenhang zwischen Nitrat im Trinkwasser und Prostatakrebs nur bei Männern nachgewiesen werden, die wenig Ballaststoffe, Obst, Gemüse und Vitamin C zu sich nahmen. „Antioxidantien, Vitamine und Polyphenole in Obst und Gemüse können die Bildung von Nitrosaminen – Verbindungen mit krebserregendem Potenzial – im Magen hemmen“, erklärt Carolina Donat-Vargas, Leiterin und Autorin der Studie, in einer Pressemitteilung. „Außerdem hat Vitamin C eine signifikante Anti-Tumor-Aktivität gezeigt. Und die Ballaststoffe begünstigen ihrerseits die Darmbakterien, die vor den aus der Nahrung stammenden Giftstoffen, einschließlich Nitrosaminen, schützen“.

Theresa Hübner

Quelle: Donat-Vargas C, et al. Long-Term Exposure to Nitrate and Trihalomethanes in Drinking Water and Prostate Cancer: A Multicase-Control Study in Spain (MCC-Spain). Environ Health Perspect. 2023; 131(3): 37004. (>>zur Studie)