KBV-Vertreter kritisieren Krankenhauslastigkeit zur Notdienstreform

Personalia prägten die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung am vergangenen Freitag in Berlin. Dr. Andreas Gassen wurde erneut Vorstandsvorsitzender und Dr. Stephan Hofmeister wieder sein Stellvertreter. Neu im Trio ist Dr. Sibylle Steiner, die erste Frau im KBV-Vorstand. Nach dem angekündigten Rückzug von Dr. Thomas Kriedel aus dem Vorstand der KBV musste der vakante Vorstandsposten mit einer Frau besetzt werden, weil das Krankenhauspflege-Entlastungsgesetz dies vorschreibt.

Neuer KBV-Vorstand
Neue KBV-Spitze: Dr. Stephan Hofmeister, Dr. Sibylle Steiner, Dr. Andreas Gassen (von links nach rechts) bilden den neuen KBV-Vorstand. (Foto © axentis)

Die Neue: Wer ist Sibylle Steiner?

Zu Beginn ihrer Karriere war Sibylle Steiner in der Pharmaindustrie bei Merck und Pfizer tätig, bevor sie 2008 zur KBV wechselte. Bis 2013 leitete sie die Abteilung Arzneimittel. Von 2013 bis 2023 war sie Dezernentin im Dezernat Ärztliche und veranlasste Leistungen. Zwischenzeitlich leitete sie außerdem die bereichsübergreifende Corona-Pandemie-Task Force. „Dass wir in Deutschland trotz aller Probleme über eines der weltweit leistungsfähigsten Gesundheitssysteme verfügen, ist nicht nur, aber sehr stark dem ambulanten System mit niedergelassenen Praxen zu verdanken. Das hat sich insbesondere auch bei der Bewältigung der Corona-Pandemie gezeigt. Und dieses System gilt es weiter zu entwickeln und zukunftsfest zu machen“, sagte sie. Alte und neue Vorsitzende der Vertreterversammlung ist die Allgemeinärztin Dr. Petra Reis-Berkowicz.

KV-System steht unter Beschuss

Der neue Vorstand beginnt seine Arbeit in schwieriger politischer Zeit. Rebecca Beerheide, Leiterin der politischen Redaktion des Deutschen Ärzteblatts, hat das kürzlich in einem Editorial so ausgedrückt: „Die Klage, dass die Selbstverwaltung immer weniger Einfluss hat und immer weniger mit dem eigenen Sachverstand über die eigenen Belange entscheiden kann, ist nicht neu. Seit Jahren – auch unter den beiden vorherigen CDU-Ministern Jens Spahn und Hermann Gröhe – wurde die Selbstverwaltung immer mehr eingeschränkt.“ So steht das KV-System heute von zwei Seiten unter Feuer: Viele Urologen halten es nicht mehr für eine Interessenvertretung, das Bundesgesundheitsministerium hat es in der Vergangenheit immer kürzer an die Leine gelegt.

Da muten die aufmunternden Worte des Vorstandsvorsitzenden Dr. Andreas Gassen wie Durchalte-Parolen an. Eine hochwertige medizinische Versorgung sei untrennbar verbunden mit der unermüdlichen Arbeit der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen und ihrer Teams. „Das müssen wir Politik im Besonderen und der Gesellschaft im Allgemeinen immer wieder deutlich machen. Ohne Praxen geht es einfach nicht“, betonte Gassen, der dem KBV-Vorstand seit 2014 vorsitzt.

Dr. Stephan Hofmeister ist seit 2017 stellvertretender KBV-Vorstandsvorsitzender. „Ob Notfallreform, Digitalisierung oder Ambulantisierung, zurzeit werden entscheidende Weichen für die Gesundheitsversorgung der Zukunft gestellt. Wir müssen und wollen hier prägend mitgestalten. Das geht nur gemeinsam mit einer starken ärztlichen Selbstverwaltung“, sagte der Allgemeinmediziner bei seiner Wiederwahl. Von 1999 bis 2013 praktizierte Hofmeister als niedergelassener Hausarzt in Hamburg. Von 2014 bis 2017 war er stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg.