Der Auftakt des SpiFa-Fachärztetages 2023 war auch in diesem Jahr geprägt von zahlreichen Diskussionen zwischen Vertreterinnen und Vertretern aus der Fachärzteschaft und Stakeholdern aus dem Gesundheitswesen. Im Fokus: die langfristige Zukunft des Gesundheitswesens.

Dr. Dirk Heinrich sieht Gesundheitswesen in Krise
In seiner Anfangsrede skizzierte SpiFa-Vorstandsvorsitzender Dr. Dirk Heinrich die Krisensituation des Gesundheitswesens und formulierte die Forderung nicht nur der Fachärzteschaft nach einer Politik des Konsens und des gemeinsamen Handelns aller beteiligten Akteure. „Doch was erleben die Fachärztinnen und Fachärzte? Ein chaotisches Vorgehen, ein versuchtes Durchregieren und eine Gesundheitspolitik unter einer Führung, die auf dem ambulanten Auge blind ist,“ so Heinrich.
Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach nutzte in seiner Key-Note die Gelegenheit, noch einmal die geplanten Vorhaben zu erläutern. Gleichwohl bezeichnete er die Fachärztinnen und Fachärzte als zentrale Säule der medizinischen Versorgung. Aufhorchen ließ auch die Ankündigung der tatsächlichen Umsetzung der Entbudgetierung der Hausärztinnen und Hausärzte und einer Perspektive darüber hinaus. Dr. Heinrich hierzu: „Wir betrachten dies als eine Öffnung des Gehörs des Ministers für die Anliegen der niedergelassenen Fachärzteschaft und als Auftakt für einen adäquaten Dialog. Mit entsprechenden Erwartungen sind die Fachärztinnen und Fachärzte ausgerüstet und an dieser Aussage wird sich der Bundesgesundheitsminister messen lassen müssen.“
Chancen und Risiken der Niederlassung junger Ärzt*innen
Mit Blick auf die Zukunft des Gesundheitswesens wurden die Themen des ersten Veranstaltungstages bearbeitet. Darunter das Dauerthema ärztlich intersektorale Versorgung. Aber auch über die Zukunftsaussichten des freien Berufes Ärztin oder Arzt wurde diskutiert. Unter dem Titel „Niederlassen oder lieber lassen?“ ging es vor allem um die Chancen, die die Niederlassung für Fachärztinnen und Fachärzte auch heute noch bietet, ohne aber die Zweifel und zunehmende Skepsis außer Acht zu lassen.
Mit von der Partie auch dieses Mal: das Bündnis Junge Ärztinnen und Ärzte. Diese hatten das Thema Private-Equity-Gesellschaften in der Medizin und etwaige Nebenwirkungen für die Weiterbildung, Anstellung und Niederlassung junger Ärztinnen und Ärzte im Fokus. SpiFa-Hauptgeschäftsführer Robert Schneider freut die Beteiligung der jungen Ärzteschaft: „Der SpiFa sieht sich als Vertreter aller fachärztlichen Berufs-gruppen in Klinik und Praxis. Entsprechend wichtig ist auch der Austausch mit dem jungen Forum. Wir sind froh, dass Sie uns mit ihren Impulsen bereichern, aber auch kritisch hinterfragen.“
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens
Der zweite Tag des SpiFa-Fachärztetages startete mit einem in der Fachärzteschaft ungeliebten, aber wichtigen Thema: Digitalisierung. Wie die Bundesregierung die Digitalisierung des Gesundheitswesens endlich von der Stand- auf die Überholspur bringen will, erläuterte Dr. Susanne Ozegowski, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Gesundheit. Deutlich in der Runde wurde, dass die Fachärztinnen und Fachärzte bereit und offen für die Digitalisierung sind, die Fortentwicklung allerdings nicht ohne partizipative Prozesse und ausgiebige Tests vor einem großen Rollout gelingen kann.
Quo Vadis Gesundheitspolitik? – Eine hitzige Debatte
Im Mittelpunkt des zweiten Veranstaltungstages stand zweifellos die gesundheitspolitische Runde, zu der ausgewählte Mitglieder des Ausschusses für Gesundheit im Deutschen Bundestag geladen waren. Unter dem provokanten Motto „Quo Vadis Gesundheitspolitik? – Weiter Stop-and-Go oder freie Fahrt für Reformen?“ wurde hitzig zwischen Regierungs- und Oppositionsparteien und dem SpiFa-Vorstandsvorsitzenden Dr. Dirk Heinrich in Vertretung für die Fachärzteschaft diskutiert. Dabei wurden auch kontroverse Positionen der Ampelkoalitionäre deutlich.
Der SpiFa-Vorstandsvorsitzende Dr. Heinrich nahm die teilnehmenden Diskutantinnen und Diskutanten beim Wort und machte deutlich, dass die Fachärzteschaft bei weiteren Vorhaben in der Gesundheitspolitik erwarte, dass sich die Mitglieder des Gesundheitsausschusses deutlicher positionierten und auch offen äußerten. „Politik kann nur gelingen, wenn man alle beteiligten Akteure mitnimmt und nicht einseitig Klientelpolitik betreibt. Es ist wichtig, dass der Ausschuss für Gesundheit im Deutschen Bundestag seine Verantwortung wahrnimmt und auch durchsetzt,“ so Heinrich.
Die Zukunft des Arztberufes
Einen abschließenden Ausblick auf den künftigen Beruf Ärztin oder Arzt bot die Diskussion zum Thema Berufsmonitoring, die der SpiFa erstmalig mit der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) veranstaltete. Hierzu der SpiFa-Hauptgeschäftsführer Robert Schneider: „Wir freuen uns sehr über diese Kooperation und die rege Teilnahme der Medizinstudierenden. Gerade bei einer Veranstaltung mit Blick auf die Zukunft des Gesundheitswesens darf die Perspektive der nachfolgenden Generationen an Ärztinnen und Ärzten nicht fehlen.“
Der SpiFa-Fachärztetag 2023 verzeichnete rund 500 Online-Teilnehmende sowie an die 150 Besucherinnen und Besucher vor Ort. SpiFa-Hauptgeschäftsführer Robert Schneider zeigt sich außerordentlich zufrieden: „Wir haben mit dem SpiFa-Fachärztetag unser Ziel erreicht und der gesundheitspolitischen Debatte mehr Raum und mehr Lautstärke verliehen. Die Politik konnte die Anliegen und Perspektive der Fachärzteschaft deutlich vernehmen und wir erwarten, dass sie diese ernstnimmt und der hier entfachte Dialog auch konstruktiv und zielführend fortgeführt wird.“