Nach einer Analyse von Forschenden um Sarah Keller der Charité Universitätsmedizin Berlin haben Ärztinnen in wissenschaftlichen Artikeln deutlich seltener die Letztautorenschaft inne als Ärzte. Dies trifft besonders auf Fachgebiete mit einem hohen Frauenanteil zu wie in der Gynäkologie. In der Urologie hingegen war das Verhältnis ausgeglichen.

Das Forschungsteam evaluierte über 30.000 medizinische Fachartikel aus den Jahren 2007/2008 bzw. 2017/2018 hinsichtlich der Erst- und Letztautorenschaft weiblicher Personen. Die Verteilung von Ärztinnen variierte stark zwischen den untersuchten Ländern und medizinischen Bereichen. Jedoch stieg der Anteil an weiblichen Ärzten zwischen 2007/8 und 2017/18 konstant über alle Länder und Disziplinen hinweg an.
Ausgeglichene Letztautorenschaft in der Urologie
Der proportionale Zuwachs an Ärztinnen innerhalb der untersuchten zehn Jahre war in der Urologie und Chirurgie am größten. Allerdings war der Anteil an Frauen in diesen beiden Feldern auch am geringsten (10,9 % in der Urologie und 15,3 % in der Chirurgie). Hinsichtlich der Letztautorenschaft war das Verhältnis zwischen Ärztinnen und Ärzten in der Urologie ausgeglichen (Odds Ratio (OR) 0,99; 95%-KI 0,72–1,35).
In allen untersuchten medizinischen Fachbereichen gab es innerhalb der untersuchten zehn Jahre einen Trend zu einer weiblich gleichgeschlechtlichen oder gemischtgeschlechtlichen Autorenkooperation. Dennoch war die Zusammenarbeit zwischen Männern in der Urologie, Radiologie und Chirurgie wesentlich wahrscheinlicher als die Zusammenarbeit zwischen Frauen (OR 1,67–1,93; p < 0,0001). Zusätzlich waren in diesen Fachbereichen die Kooperationen zwischen Männern wahrscheinlicher als gemischtgeschlechtliche Kooperationen unter weiblicher Leitung.
Urologinnen in Erstautorenschaft überrepräsentiert
Insbesondere in der Urologie waren Frauen in der Erstautorenschaft sogar überrepräsentiert. Hier lag die OR im Untersuchungszeitraum 2017/18 bei 2,59 (95%-KI 2,05–3,27; p < 0,001).
Situation in Fachgebieten mit hohem Frauenanteil
In den medizinischen Disziplinen mit besonders hohem Frauenanteil, wie Gynäkologie und Pädiatrie, waren Frauen proportional am seltensten Letztautorin. Für die Gynäkologie lag hier die OR bei 0,52 im Untersuchungszeitraum 2017/18 (95%-KI 0,42–0,65). Somit sind in den von Frauen dominierten Disziplinen Ärztinnen in der Letztautorenschaft unterrepräsentiert, im Gegensatz zu Disziplinen, die eher von Männern dominiert werden.
Theresa Hübner
Quelle: Yamamura J, et al. Gender differences and cooperation in medical authorships – an analysis of the recent ten years in five key medical disciplines. BMC Med Educ. 2023; 23(1): 68. (>>zur Studie)